SUSANNA STORCH
MALEREI
„URBAN REALITIES“
15 10 > 05 11 2023

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 15. Oktober 2023, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Die Künstlerin ist anwesend. Es erscheint eine Edition.

Öffnungszeiten Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung.







VITA


Geb. in Mainz
1980/81
FH München, Grafik-Design
1981-86 Joh.- Gutenberg Universität Mainz (Schwerpunkte Malerei, Figürliche Plastik)
1986-94
Keramikdesign (TONART)
Ab 1995 Gestaltung von Unikatmöbeln (Entwurf, Bearbeitung keramischer Objekte), Fotografie
Seit 1998
freischaffende Malerin mit Atelier in Mainz

Susanne Storch hat an zahlreichen Kunstmessen in Köln, Frankfurt, Karlsruhe, Berlin und Helsinki teilgenommen. Sie ist mit ihren Bildwerken in verschiedenen Museen vertreten, z. B. in Würzburg und Miltenberg, ebenso im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur in Mainz. Sie stellt ihre Malerei in sehr vielen Galerien und Kunstvereinen vor, deutschlandweit, und international in z. B. Venedig, St. Petersburg, Krakau, London, New Orleans, San Pedro in Mexiko. Zum genaueren Nachweis darf ich auf ihre Homepage verweisen.



Die Ausstellung „Urban Realities“ der figurativen Malerei von Frau Susanna Storch ist auf das Sujet Fassade fokussiert. Es handelt sich um tatsächlich existierende Fassaden, die Susanne Storch auf vielen Reisen weltweit an verschiedenen Orten fotografisch festgehalten und dann in großformatigen Gemälden im Stil der figurativen Malerei künstlerisch verarbeitet hat. Es sind keine repräsentativen, sondern gewöhnliche, zumeist schmucklose Fassaden, hinter denen innerhalb eines städtischen Umfeldes auch einfache Menschen leben. Manche Fassaden weisen schon deutliche Spuren der Alterung und Abnutzung auf, die die Assoziation „bröckelnder Fassaden“ oder Entzauberung der Glitzerwelt zulassen.





Die Fenster der Fassaden bilden einen künstlerischen Schwerpunkt und werden zuweilen zu einem eigenen Sujet aufgewertet. Sie lassen entweder keinen Blick hinter die Fassade zu oder es werden Gegenstände sichtbar, die belegen, dass im Inneren Menschen leben, z. B. gestapelte Bücher, aufgehängte Bekleidung oder wehende Gardinen bei geöffnetem Fenster. Manchmal wird aber auch der Blick auf Menschen in ihrem privaten Dasein gewährt, die ihren Alltagsgewohnheiten nachgehen. Manchmal dienen sie dazu die Außenwelt als Spiegelbild zu reflektieren oder als geometrische Vorlage fast abstrakter Gestaltung.










Natürlich gehört neben dem Wohnen auch ein geschäftlicher Bereich zur Realität urbanen Lebens dazu, wie hier am Beispiel einer Wäscherei oder eines Cafés. Kompositorisch wird der Betrachter der Fassaden mit direktem Blick frontal konfrontiert, ohne Ablenkung oder Beschönigung. Die Farbgebung kann fast monochrom weiß-grau oder betongrau, aber auch sehr farbenfroh gestaltet sein. Die Gemälde werden mit Acrylfarbe auf Leinwand erstellt und ganz nüchtern in römischer Zahlschrift durchnummeriert.

 


Der grauen Tristesse mancher Fassaden steht das Dasein von Menschen gegenüber, die scheinbar unbekümmert ihren Gewohnheiten nachgehen. Allerdings sind die dargestellten Menschen nicht etwa in geselliger Runde, sondern in der Regel als isolierte Einzelpersonen zu sehen, so dass sich der Eindruck von urbaner Anonymität aufdrängt, noch verstärkt durch beengt wirkende Räumlichkeiten. Die Grenze zwischen Anonymität und Intimität oder zwischen Öffentlichkeit und Privatheit verschwimmen, wenn wir junge Damen oder Herren in ihrer Wohnung nur teilweise bekleidet sehen. Manchmal wird aber der Blick durch ein riesiges Fenster ins Innere freigegeben und man sieht Menschen im öffentlichen Raum kommunizieren oder ein Paar, das sich in einem öffentlichen SB-Waschsalon innig umarmt und küsst. Der Blick darauf ist aber in keiner Weise voyeuristisch, sondern lediglich ein nüchternes Festhalten dessen, was halt zum alltäglichen Leben aller Menschen ganz selbstverständlich dazu gehört.


 

Susanna Storchs Motive der Fassaden und Fenstern ist ein Spiel mit Äquivalenzen von Innen und Außen, von Anonymität und Intimität, von Öffentlichkeit und Privatheit. Schon der Begriff Fassade ist sprachlich doppeldeutig, denn neben der sachlichen Bezeichnung als Außenseite eines Gebäudes ist auch so etwas gemeint, wie „alles nur Fassade“ oder „hinter die Fassade schauen“. Es ist also nicht nur das äußerlich Sichtbare gemeint, sondern auch die innere Wirklichkeit, die aufgedeckt oder verschleiert wird. So wird nicht nur sachlich ein reales Abbild geschaffen, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Unsichtbares sichtbar gemacht.

M. Sieberg