Januar 2000 Dirk Gottfried <<< zurück |
Bildhauer |
Dirk Gottfriedt, Jg.
1944, ist Bildhauer. 1967, 1969 sowie 1976 Schüler bzw. Assistent von Prof.
Norbert Kricke an der Kunstakademie Düsseldorf, meidet er in seinen
Arbeiten jede Form der abbildenden Illustration. Vielmehr ist Gottfriedt
ein Vertreter der Konkreten Kunst, die sich, nach dem Verständnis
Theo van Doesburgs aus dem Jahr 1924, nicht aus der visuellen Umwelt
abstrahiert, und deren bildnerische Elemente weder als Abbild der Natur
noch symbolisch gemeint sind, sondern vornehmlich aus sich selbst heraus
existieren. |
Stütze und Last,
Horizontale und Vertikale hinterfragen und in physische Präsenz umsetzen.
Mittel zum Zweck ist das Eisen, ein Material, dem vornehmlich Sachlichkeit
und Funktionalität zugesprochen wird, das aber durch die Art seiner
Herstellung und Bearbeitung ein hohes Maß an Emotionalität in
sich birgt. Allein dieser Gegensatz trägt zur Spannung der von Dirk
Gottfriedt geformten Arbeiten bei. Diese Spannung oder auch Widersprüchlichkeit
ist es, die das gesamte Werk letztlich auf unterschiedliche Art auszeichnet. Übergreifendes Thema der Ausstellung im Kunstverein Region Heinsberg ist die Auseinandersetzung des Künstlers mit der Kreisform, die durch ihre perfekte Gestalt jede |
Spannung verloren hat.
Als idealer Körper besitzt der Kreis weder Anfang noch Ende und unterliegt
damit letztlich keiner Veränderungsmöglichkeit. Gottfriedts Plastiken
greifen die Form des Kreises auf, indem sie sie permanent hinterfragen.
Sich öffnende oder schließende Schenkel verschiedener Arbeiten
stellen die Idealgestalt des Kreises ebenso in Frage, wie jene Kugel-segment
gleichen Plastiken, die das Rund des Kreises zwar aufgreifen, aber durch
spezielle Winkelstellungen der einzelnen Segmente nicht vervollständigen. Mehrfach wiederkehrendes Motiv ist die Fibonacci Zahlenreihe, umgesetzt in aneinandergereihte und Progression signalisierende Bögen. Durch die zunehmende |
Öffnung der einzelnen
Segmente aus der Kreisform heraus wird die stringente Logik der Mathematik
in diesen Arbeiten durch eine emotionale Komponente ergänzt. Spannung
entsteht, die die Spannungslosigkeit des Kreises konterkariert. Gottfriedts
Plastiken beschäftigen sich bewusst mit Kreisteilen ohne dabei über
den Kreis an sich zu sprechen. Grundsätzlich leben Gottfriedts Arbeiten von der inszenierten Störung einer latent vorhandenen, inneren Ordnung. Bögen treffen auf Geraden, Offenheit wird mit Masse konfrontiert, begrenzte Strecken werden mit offenen Linien kombiniert. Vereinzelt eingesetzte Farbe schließlich erweitert das Spiel der Widersprüchlichkeiten um eine neue Komponente. Blau und Gelb verlieren in den |
Plastiken von Gottfriedt
ihre farbpsychologisch abgeleitete Qualität, schwer bzw. leicht zu
erscheinen, indem ihnen neue Funktionen zugeteilt werden. Sie sind als
Materialien zu verstehen, die durch die geschweißte Verbindung konkret
die Aufgabe des Einander-Haltens verkörpern. Die Farben bekommen einen
neuen Sinn, der über ihre Farbigkeit hinausreicht. Dr. Christian Krausch |