NATJA NAFE
MALEREI, SCHERENSCHNITT   
„RINGSHERUM“
27 06 > 18 07 2021

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 27. Juni 2021, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Die Künstlerin ist anwesend. Es erscheint eine Edition.

Öffnungszeiten: Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung.

Unter Einhaltung der geltenden Corona-Schutzmaßnahmen.



VITA NATJA NAFE

 

1984 1984 in Tönisvorst / NRW geboren
2004-2011 Studium an der Kunstakademie Düsseldorfbei Prof. Katharina Grosse und Prof. Markus Lüpertz
Abschluss:
Meisterschülerin und Akademiebrief


Lebt und arbeitet in Krefeld und Düsseldorf

 



 



„Natürlich wird sofort klar, dass meine Arbeiten nicht figurativ sind in dem Sinne, dass man dort Figuren oder figurative Szenarien vorfindet.  Sie sind aber auch nicht gegenstandslos oder abstrahiert im Sinne, dass ich Gegenstände der Realität verfremden würde. Man könnte eher von Verweisen sprechen, auf Objekte, Lebewesen und Natur, sei es durch Architektur entnommene Raster oder pflanzenartige Formen.“ 

Diese Aussage der Künstlerin Natja Nafe, die einem Interview entnommen ist, kennzeichnet schon wesentliche Aspekte Ihres Werkes. Leiten wir nicht alle Wahrnehmung aus der Natur und Kultur, die ja auch wiederum ein Spiegel der Natur ist, ab? 
Begriffe wie abbildhaft, abstrakt oder gegenstandslos sind nicht scharf von einander zu trennen. Nichts in der Kunst ist abbildhafte Wirklichkeit. Die Abstraktion ist eine Reduktion des Wahrgenommenen auf das Wesentliche. Das kann expressiv figürlich, emotional gestisch, oder konstruktiv gebaut sein. Selbst das sogenannte Gegenstandslose bezieht sich auf eine Form von Wirklichkeit, des Mikro- und Makrokosmos, der in uns und um uns immanent ist.

 

 


 

Unter diesen Aspekten kann auch das Werk von Natja Nafe betrachtet und interpretiert werden.
Die Formensprache, die vielen Variationen Spielraum lässt, wird durch die eingesetzten  Materialien erweitert und strukturiert. Die übereinander gelagerten Schichten aus Flächen und Linien, collagierten Papieren, transparentem und deckendem Farbauftrag manifestieren eine ganz eigene Raumwirkung, die die Bilder charakterisieren. 
Die Schichtung, als Erfahrung des räumlichen Sehens, des davor und dahinter Stehenden, ist auch eine wesentliche Erfahrung der Raumwirkung auf der Fläche. Das Davorstehende verdeckt stellenweise das Dahinterliegende und bringt neue Formen hervor, die zusätzlich durch transparente Überlagerungen das Dahinter in veränderter Farbigkeit oder Schärfe sichtbar werden lassen. 
So interagiert nicht nur die räumliche Sichtweise, sondern auch das Wechselspiel des Form- und Farbrepertoires. Linien kontrastieren mit Flächen und Strukturen mit gestischem Pinselduktus. Richtungsweisende Linienführung oder Farbkorrespondenzen führen über die Bildkomposition, mal in strenger Ordnung, gegliedert mit geometrischen Elementen, dann wieder rhythmisch schwingend durch organisches Repertoire bereichert.  Da können kleine Formen über die Fläche tänzeln, verdichtet oder gestreut wie Blätter im Wind, dazu eine fließende Farbmaterie, die die Richtung angibt und Bewegungsabläufe simuliert. 
Farben ordnen sich nicht unter, sondern haben ihr Eigenleben und wetteifern mit den Formen. Die verflüssigten Farben lösen die Konturen einiger Formen auf, um sich dann wieder im Wechsel von Hell/Dunkel oder durch kontrastierende Buntfarben als eigenständig zu behaupten. Die räumliche Wirkung der kalten und warmen Farben interagiert mit denen der Formensprache und stellt sich stellenweise der gewohnten Wahrnehmung irritierend entgegen.

 


Bei allem planbaren Vorgehen bringt der Arbeitsprozess einen wichtigen Aspekt in die Entstehung der Arbeiten mit ein, denn dieses sichtbar Prozesshafte birgt Überraschungen, die nicht nur die Künstlerin stimulieren, sondern auch den Betrachter aktivieren, dem Entstehungsvorgang der Bilder nachzuspüren.
Es gesellt sich eine andere Seite zu dem malerischen Werk, das sich im Weiteren mit der räumlichen Wahrnehmung auseinandersetzt. 
Die aus Transparentpapieren geschichteten Installationen vermitteln vielfache Durchblicke, Ausblicke und Einblicke. Dazu neue Teilansichten in räumliche Strukturen, die durch unterschiedlichen Lichteinfall angereichert werden. Was bleibt den Blicken verborgen, was gibt Teilansichten Raum? Gewinnen wir Einblicke in das Ganze oder nur Augenblicke, weil unser Standpunkt sich verändert?

 

 

 




Abschließend dazu noch mal Einblicke in die Gedankenwelt Natja Nafes: 

„Das Prinzip der Schichtung und der ausgerissenen, wieder frei gelegten Stellen schafft zwei gegenläufige Empfindungen: Farben und Formen werden dadurch gleichzeitig sowohl besonders betont, als auch gedämpft. Wie diese wirken, ist nicht nur kontextabhängig im Bild, sondern auch geprägt von gesellschaftlichen und kulturellen Aspekten, ebenso von eigenen Erfahrungen und Überlegungen.“




                                                                                             Ingrid Trantenroth-Scholz