ANJA NITZ

FOTOGRAFIE

„EX SITU“ MIT ARBEITEN AUS DER SERIE INSZENATION

26.06. – 17.07.2016

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, 
den 26. Juni 2016, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein. 

Die Künstlerin ist anwesend. Es erscheint eine Edition.

Öffnungszeiten: 
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung

VITA

1971in Hamburg geboren
1999-2005Studium der Germanistik, Geschichte und Romanistik
1999-2005Kommunikationsdesign an der Kunsthochschule Weißensee Berlin
Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin.

Bilder aus Botschaften, Landesvertretungen und den
Vereinten Nationen in Berlin, London und New York

Anja Nitz setzt sich in ihrer künstlerischen Arbeit mit Institutionen von gesellschaftlicher Relevanz auseinander: Sie zeigt die Innenwelten von Bibliotheken oder Botschaftsgebäuden ebenso wie die von Krankenhäusern oder Atomkraftwerken. Die Fotografin thematisiert bildhaft gewordenen Vorstellungswelten – wie etwa das Menschenbild in der Klinik, die Definition von Nation in der Botschaft oder das Verständnis von Zivilisation und Natur im Atomkraftwerk. Auf diese Weise dokumentieren die Aufnahmen von Anja Nitz historisch oder kulturell bedingte Werteverschiebungen.

Für die Auseinandersetzung mit den genannten Themen betritt Anja Nitz für gewöhnlich öffentliche oder repräsentative Gebäude und portraitiert deren Innenräume. Hierbei sucht sie unter anderem nach dem vermeintlich Selbstverständlichen oder Unbedeutenden um dann ein allgemeines Verständnis sichtbar zu machen, das diesen Institutionen zu Grunde liegt. Eine besondere Charakteristik der Arbeit von Anja Nitz ist, dass sie einerseits eine analytische Distanz zum Abgebildeten bewahren und andererseits über ihr Interesse für das Spektakuläre im Gewöhnlichen eine lebendige und deutlich formulierte Position beziehen. Die oft ungewöhnliche Komposition ihrer Aufnahmen versetzen den Betrachter in eine stark subjektivierte Haltung.

Gegenstand der Arbeit mit dem Titel Inszenation von Anja Nitz ist die Frage nach der Inszenierbarkeit von nationaler Identität. In ihren Aufnahmen thematisiert sie Konventionen bezüglich der Eigenpräsentation von Nationalitäten, so wie diese sich innerhalb von Botschaftsgebäuden und Landesvertretungen darstellen: Welche Attribute werden für die Darstellung bevorzugt, womit scheint die Repräsentation geglückt? Gibt es hier Selbstverständlichkeiten oder regelhafte Vorstellungen – und nicht zuletzt: lässt sich ein Widerspruch zwischen kultureller Globalisierung auf der einen Seite und dem Bedürfnis nach nationaler Identifikation und Unterscheidung auf der anderen Seite erkennen?

Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen hat sich die Künstlerin Zugang zu großen Botschaftsgebäuden in Berlin, London und dem Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York verschafft und dort die Ausstattung der Innenräume portraitiert: „Sie konnte durch sonst vor der Außenwelt verschlossene Räume streifen, ihren Blick auf Details richten, geheimnisvolle Winkel entdecken. Dabei ging es ihr nicht um die Räumlichkeiten im Ganzen, sie zeigt keine Totalen, sondern fokussiert auf einzelne Objekte. Wie mit der Taschenlampe tastet sie das Interieur ab und lässt uns nun sowohl die kleinen, feinen Unterschiede als auch überraschende Gemeinsamkeiten zwischen den verschiedenen Einrichtungen entdecken.“ (Margarete Vöhringer: „Zur Ästhetik des Politischen. Anja Nitz Fotografien aus Botschaften“, in: Anja Nitz, Inszenation, Altenburg 2012)

Edition 113

ANJA NITZ

Titel: 1. „Machonin“ 2. „Jagdsalon“
Technik: Fotografie
Auflage: 2 Motive je 10 Exemplare (30 x 30 cm), nummeriert und signiert

Die Edition, die Anja Nitz dem Kunstverein zur Verfügung gestellt hat, besteht aus jeweils 10 Ditone Fine Art Prints von zwei unterschiedlichen Motiven, gedruckt auf Hahnemühle Photo-Rag Papier und entspricht damit der Ausstattung der Werke in der Ausstellung. Sie zeigen Innenansichten aus der Tschechischen Botschaft in Berlin und der Botschaft der Russischen Föderation in Berlin. Die Motive sind typisch für die Arbeit der Künstlerin, die in ihren Bildern gesellschaftlich relevante Institutionen portaitiert und bildhaft gewordenen Vorstellungswelten thematisiert, die der Gestaltung dieser Räume zu Grunde liegen. Beide Editionsmotive zeigen Stühle innerhalb ihrer Botschaftsgebäude. In der Tschechischen Botschaft handelt es sich um Sessel, die von dem Architekten-Ehepaar Machonin speziell für das Botschaftsgebäude entworfen wurden. In der Russischen Botschaft sieht man einen Polsterstuhl inmitten des Jagdsalons, der Trophäen versammelt, die von den sowjetischen Botschaftern zu DDR-Zeiten auf Staatsjagden geschossen wurden. Das ähnliche Arrangement von Holzvertäfelung, Parkett und Lampe, bzw. Treppe beider Ansichten lässt die Motive vergleichbar erscheinen. So entsteht der Eindruck einer gemeinsamen Konvention von Gestaltungsmerkmalen, die scheinbar regelhaft eingehalten werden und innerhalb derer die einzelnen Nationen wiederum versuchen, sich individuell zu präsentieren. Hier zeigt sich das besondere Interesse der Künstlerin, die immer wieder alltägliche und vermeintlich unbedeutende Objekte (in diesem Fall die Stühle) in den Fokus rückt und auf dlese Weise versucht, allgemeine und grundlegende Begriffe und Vorstellungswelten zu visualisieren.  

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