MALEREI
„ZEIT-RÄUME“
28.02. – 20.03.2016

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag,
den 28. Februar 2016, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Der Künstler ist anwesend. Es erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten:
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung
VITA
| 1957 | in Bonn geboren |
| 1978-83 | Kunststudium an der FH in Köln |
| Ausstellungen im In- und Ausland (u.a. Genk, Brno, St. Petersburg, Minsk) | |
| lebt und arbeitet in Troisdorf | |

Im Laufe der Jahre verändert sich das Spektrum der Stile und Techniken im künstlerischen Werk von Rolf Mallat. Ausgehend von der naturalistischen Gegenstandsmalerei über die expressive Abstraktion bis zur ungegenständlichen Malerei reicht das Repertoire.
Dieser Lernprozess kulminiert in den für ihn heute typischen collageartigen Bildern. In ihnen spürt man den Werdegang und die Erfahrungen der einzelnen Schaffensperioden, aus deren Fundus er seine heutigen Bildkonstruktionen entwickelt.
Das Bildsujet ist ein zeitgemäßes, sowie die Bildfindung im Einklang mit den modernen Techniken der digitalen Welt steht. Aus Printmedien und Internetbildern baut er zunächst am Computer Bildmotive zueinander und modifiziert Farbklänge, lineare Strukturen, Schärfe und Detailtreue, bevor der eigentliche Malakt beginnt.
In den Bildern werden Geschichten erzählt, die nicht illustrativ verstanden werden wollen, sondern ein ganz eigenes Narrativ entwickeln. Subjektive Erinnerungen, Rückblicke und emotionale Bezüge wie auch formalästhetische Gesichtspunkte bestimmen die Auswahl. Das Festhalten eines Augenblickes, Beobachtungen von Alltagserscheinungen in ganz neuen Zusammenhängen geben Gedankenanstöße im Nebeneinander der Augenblickssituationen. So werden neue Erzählstränge gefunden und erschaffen, die in einer poetischen Erzählweise ihren Ausdruck finden.

Es sind keine dramatisch überhöhten Bildsituationen, sondern ruhige Schilderungen einer uns umgebenden Welt. Gerade diese unaufgeregten Alltagszenen geben dem Betrachter einen zunächst leichten Einstieg in das Bildgeschehen. Beschäftigt man sich längerfristig mit der Komposition, den Bildmitteln und der Ikonografie, so erscheint diese Bildwelt komplexer und differenzierter, sodass sie weit über das Erzählerische hinausgeht.
In Teilen seiner Werke kehrt er zu fast fotografisch genauer Abbildung zurück, bevorzugt in den menschlichen Darstellungen, die häufig im Vordergrund der Bildkomposition stehen. Die Kulissen bilden unterschiedlich collagierte Motive, die sich stellenweise strukturell auflösen oder in linearer, zeichenhafter Reduktion kontrastreich zu den Figuren absetzen. Einzelne identifizierbare Sujets veranlassen Gedankenassoziationen und rufen atmosphärische Klänge hervor.
Die Farbwahl dieser gestalteten Szenen dienen als Mittel der Akzentuierung und kommunizieren formale und inhaltliche Bezüge.

In der letzten Zeit ist eine Bildserie entstanden, in der Rolf Mallat kunsthistorische Verweise in sein Werk einflicht. Wir kennen diese Paraphrasierungen und kunstgeschichtlichen Zitate von verschiedenen Künstlern bis in die Gegenwart. Genannt sei nur das Bild „ Les femmes d´Alger“ von Picasso, indem er Motive von Delacroix aufnimmt. Wiederum übernimmt Andy Warhol in seinem Spätwerk Motive von Picasso, um damit seine Wertschätzung für ihn zu zeigen.
Rolf Mallat geht seinen eigenen Weg, in dem er zum Beispiel Otto Dix in der Bilderserie „Künstlerportraits“ in Szene setzt und eine moderne Frauengestalt in rotem Outfit auftreten lässt. Rot ist eine bevorzugte Farbe in den Frauenbildnissen von Otto Dix, wie unter anderem in dem Portrait von „ Silvia von Harden“, einer emanzipierten Frau aus den zwanziger Jahren, die in einem roten Kleid vor rotem Grund sitzt. Dix stellt seine Frauentypen mit individuellen Charakterzügen, fast karikaturhaft dar.
Dagegen gibt Rolf Mallat seiner Frauengestalt das Aussehen eines anonymisierten Models und macht sie damit zum Stereotyp eines gegenwärtigen Frauenbildes. Hier wie da werden Variationen von Rottönen verwandt, die das Bild prägen und damit auch formale Verweise implizieren. Ein weiteres Versatzstück, das in das Bild integriert wurde, sind die an der Seite befindlichen Farbstreifen, ähnlich einer RAL-Karte. Sie weisen die Farbskala und Variationen der kontrastierenden kalten und warmen Farben der Komposition auf und steigern sich gegenseitig in ihrer Intensität, dabei wird eine Raumillusion zu Gunsten einer fast plakativ wirkenden Fläche aufgehoben.

In all ihren Facetten hat die menschliche Darstellung in den Bilderwelten von Rolf Mallat Priorität.
Mal sind es Einzelportraits, die im Ausdruck variieren oder mit unterschiedlichem Sujet charakterisiert werden. Dann wieder stehen sie im Kontext der collagierten Kompositionen, die seine Sichtweise auf die ihn umgebende Welt visualisieren, und die aus dem Fundus seiner Erinnerungsfragmente und den aus den Medien entnommenen Bildern entwickelt werden.
Damit ermöglicht er dem Betrachter eine Interaktion mit den rezipierten Bildern und den Bildern der eigenen Erinnerungen und Wahrnehmung.
Ingrid Trantenroth-Scholz
Edition 111
ROLF MALLAT

Titel: „Zeit-Räume“
Technik: Mischtechnik, 21 x 30 cm
Auflage: 3 unterschiedliche Motive zu je 5 Exemplaren nummeriert und signiert
Rolf Mallat hat im Rahmen der Ausstellung „ZEIT-RÄUME“ drei unter- schiedliche Motive, die alle eine eigene Handschrift haben, für den Kunstverein entwickelt. Die Titel „Junger Mann“, Junge Frau“ und „Liegende“ verweisen schon auf das für den Künstler typische Bildsujet. Der Mensch, den er weitgehend naturalistisch und in allen Facetten darstellt, steht im Mittelpunkt seiner Bildwelten. In den collagierten Bilder fügt er Personen in einen erzählerischen Zusammenhang ein und benutzt dabei Bildmaterial aus den Medien sowie Erinnerungsfragmente aus eigener Wahrnehmung. In diesen Werken zeigt sich, dass der Künstler ein präziser Beobachter seines Umfeldes ist. In den Einzelportraits variiert er nicht nur unterschiedliche Typisierungen, sondern gibt den Personen durch hinzugefügte Attribute zusätzliche Informationen, die Anreiz zu weiteren Überlegungen geben oder auch zum Schmunzeln anregen. Rolf Malat hat eine Technik entwickelt, in der er zunächst die zueinander gefügten Bildkompositionen druckt, um anschließend durch individuelle Übermalungen jeder einzelnen Edition den Charakter eines Unikats zu geben.