MALEREI
„A BEAUTIFUL PLACE“
14.06. – 05.07.2015

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag,
den 14. Juni 2015, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Die Künstlerin ist anwesend. Es erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten:
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung
VITA
| in Seoul Korea geboren | |
| 2000 – 2011 | Studium der Freien Kunst, Ebwa Frauen Universität, Seoul |
| 2002 – 2005 | Studium der Bildhauerei, Prof. Nestler, HbK Saarbrücken |
| 2005 – 2009 | Studium der Malerei, Prof. Brandl, Kunstakademie Düsseldorf |
| 2010 – 2011 | Studium der Malerei, Prof. Havekost, Kunstakademie Düsseldorf mit dem Abschluss als Meisterschülerin |
| lebt und arbeitet in Düsseldorf | |

Was uns an den Hochglanz-Werbeprospekten von fernen Urlaubsländern ja besonders reizt, ist die Möglichkeit, sich in eine andere, in die ferne Urlaubswelt wegzuträumen. Es sind Versprechungen, die mit diesen Bildern gemacht werden, Illusionen, die geweckt werden – denen wir nur zu gern Folge leisten, um unserem Alltag zu entfliehen. Hier treffen sich diese illusionistischen Traumlandschaften mit den Träumen davon, die wir in unserem Innern mit uns tragen. Aber, und das ist der besondere Reiz an den Arbeiten von Soim Lee, was wir hier in der Ausstellung zu sehen bekommen, sind eben nicht die auf Hochglanz polierten Traumwelten ferner Länder, sondern – wie wir das von Träumen ja häufig genug kennen – surreale Landschaftsbilder, die ihre Surrealität aus den Farbverschiebungen ziehen, die mit Unschärfe an Stellen aufwarten, an denen Schärfe zu erwarten wäre und umgekehrt.

Der Sehnsucht des modernen Menschen nach der Idylle arkadischer, ländlich verklärter, harmonischer Welten hält Soim Lee mit ihren Arbeiten gleich mehrfach den Spiegel vor. Denn einmal verfremdet sie und macht auf diese Weise deutlich, dass Werbung immer auch Suggestion ist, mit unseren Wünschen spielt und dort welche kreiert, wo wir noch gar nicht wussten, dass wir sie haben. Und zum anderen verwendet sie in ihren Gemälden nicht die traditionelle Ölmalerei, sondern arbeitet im Airbrush- Verfahren. Eine Technik, die ich vor allem mit getunten, tiefergelegten, verspoilerten Autos und, auf deren Kühlerhaube gut sichtbar, barbusigen Nymphen, Geschwindigkeit suggerierenden, züngelnden Flammen oder phantastischen Monsterwesen verbinde. – Der Ehrlichkeit halber sei gesagt, dass dieses etwas ordinäre Bild, das ich hier zeichne, überspitzt ist. Denn auch beim Theater- und Film-Make Up – und, wie wir nicht zuletzt hier sehen können, in der Kunst – findet Airbrush mittlerweile Anwendung, vor allem deshalb weil damit feinste Farbverläufe hergestellt werden können. Die wiederum, ebenso wie das Erzeugen gleichmäßiger Flächen, eine Grundvoraussetzung für die fotorealistische Malerei ist. Und zum dritten ist es ein eher rationaler und unpersönlicher Malstil (weshalb lange Zeit Airbrush auch nicht als Kunstgattung angesehen wurde), der aber eine durchaus passende Antwort auf die massenmedial gesteuerten Bilderfluten des Alltags darstellt.

Ob Zeitung oder Internet, die Bildquelle ist für Soim Lee von großer Wichtigkeit – allerdings ist diese Bilderflut janusköpfig, denn mit der Fülle der Motive, die sich dem Künstler bieten, ist auch zugleich das Problem benannt, dass er (oder sie) eigentlich nichts Originäres mehr schaffen kann. Der Bildfindungsprozess muss entsprechend, so auch die Überzeugung von Soim Lee, anders thematisiert werden. Und sie versteht ihre Aufgabe nicht als ein kritisches Nachvollziehen des seit Ende der 1990er Jahre immer wieder als in Auflösung begriffenen bzw. als problematisch erlebten Gegenstandsbereichs »Bild«. Vielmehr geht es ihr darum, die affirmative Schönheit der Landschaft mit ihren scheinbar realistischen Darstellungen einzufangen, die aber geografisch nur schwer zu verorten sind.

Damit gibt sie, wie ich finde, eine gute Antwort auf diesen in der Literatur als »pictoral« bzw. »iconic turn« bezeichneten grundlegenden Zweifel an der Existenz der Bilder, die in den Bilderfluten „als Gegenstand verloren [gehen]. An ihre Stelle tritt“, wie der Berliner Kunsthistoriker Tom Holert bereits 2002 in einem Vortrag an der Kunsthochschule der Medien in Köln ausführte, „an ihre Stelle tritt nach und nach ein Panorama der Praktiken, Ableitungen, Kontexte, Genealogien usw., in dem es durchaus auch weiterhin um »Bilder« gehen kann, aber eben in einer radikal de-essentialisierten Weise.“ Indem Soim Lee digitale Vorlagen verwendet, sie durch die Verschwommenheit ihrer Bilder verfremdet, schafft sie gleichermaßen eine malerische wie digitale Ästhetik. Diese führt auch dem flüchtigen Beobachter vor Augen, dass ihre visionsartigen Traumlandschaften letztlich Landschaftsträume, also Fiktionen von Landschaft sind – unerreichbar, weil nicht real.
Ausschnitt aus einer Laudatio von Dr. Chris Gerbing

Edition 108
SOIM LEE

Titel: „Rivera, 2015″
Technik: Ultrachrome Inkjekt-Print 25,41 x 17 cm
Auflage: 25 nummeriert und signiert
Die Edition geht auf eine alte Schwarz-Weiss-Fotografie einer Postkarte zurück, die die Künstlerin zufällig auf dem Flohmarkt entdeckt hat. Die mediterrane Landschaft spiegelt nicht nur eine Sehnsucht nach Ferne wider, sondern wird durch künstlerische Eingriffe der Malerin verfremdet Zu einem fast halluzinatorischen Traumbild. Wie in Soim Lees Malerei vermischen sich auch hier die technischen Merkmale von Malerei und Fotografie. Verschiedene Bildschichten sowie scharfe und unscharfe Bildzonen werden collageartig in Überblendungen und Spiegelungen, die die Künstlerin am Motiv vorgenommen hat, mitein- ander verbunden. Entstanden ist „Rivera“ am Touchscreen eines Tablet-PCs. Die Handschrift wird im Bild sichtbar über die dem Touchscreen typische Wischbewegung und geht damit eine hybride Verbindung mit der digitalen Ebene des technischen Apparates ein. Die Landschaftsdarstellung ist auch das Motiv der Ausstellung „A Beautiful Place“, in der Soim Lee mit Hilfe der Airbrush-Technik die mediale Bilder- flut der Reiseprospekte und Hochglanzberichte ironisierend hinterfragt.