MALEREI
„SHOWTIME“
08.11. – 29.11.2015

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag,
den 08. November 2015, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Die Künstlerin ist anwesend. Es erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten:
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung
VITA
| geboren | 1975 in Starnberg, lebt und arbeitet in München |
| 2006 | Diplom bei Prof. Sean Scully als Meisterschülerin |
| 2001 – 2006 | Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, bei Prof. Fridhelm Klein u. Prof. Sean Scully |
| 1996 – 2001 | Studium der italienischen und englischen Philologie, Germanistik Kunstgeschichte und Kunstpädagogik an der LMU München |
| 2010-2014 | Atelierstipendium der Landeshauptstadt München |
| 2009 | Europäisches Kunststipendium Oberbayern für Polen / Stettin |
| 2008-2010 | Bayerisches Atelierförderprogramm |
| 2005 | Preis der Shoah Foundation Berlin für das Gemeinschaftsprojekt „Galerie Ortlos“ |
| 2003 | Künstlerförderung des Freistaats Bayern durch das Ankaufsprogramm der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen |
| 2003 | Kunstförderpreis des Kunstvereins Aichach |

Das Bildsujet der neuen Serie „Showtime“ entnimmt Tatjana Utz einem Umfeld, das in der darstellenden und bildenden Kunst sowie in der Gesellschaft eine lange Tradition hat.
Die Travestie, also die Darstellung einer Bühnenrolle durch Personen des anderen Geschlechts, gibt es schon im Theater der Antike, wo weibliche Rollen von Männern gespielt wurden. Nicht zuletzt bedingt durch eine ablehnende Haltung von Seiten der Kirche sind weibliche Darstellungen für weibliche Rollen auch im deutschsprachigen Raum erst ab dem 16. Jahrhundert belegt. Im Elisabethanischen Theater Englands wurden Frauenrollen von jungen „boy actors“ gespielt. Im französischen Ballett zu Zeiten Ludwigs des XIV. wurden Frauenrollen „en travestie“ getanzt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wiederum tanzten die „danseuses en travestie“ männliche Rollen. Seit der Moderne entwickelt sich der Begriff des Travestiekünstlers, wobei das Repertoire von der Imitation von Stars bis hin zur Erschaffung eigener Bühnenfiguren reicht.

In der Serie „Showtime“, die in der Ausstellung des Kunstvereins gezeigt wird, stellt die Künstlerin die Verwandlung der Transvestiten in unterschiedlichen Stadien dar. In den Techniken der Acryl-, Öl- und Aquarellmalerei sowie in Objektkästen und Installationen hält sie diese unterschiedlichen Stadien fest und erlaubt seltene Einblicke in die Welt hinter den Kulissen beim Umkleiden und Schminken, bis eine völlige äußerliche Umwandlung vollzogen ist.
Die Phasen der Verwandlung sind nicht als abbildhafte genaue Dokumentation zu verstehen; Tatjana Utz reflektiert in ihren Arbeiten Befindlichkeiten, die in den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anlagen der menschlichen Existenz zu finden sind.

Durch die malerische Umsetzung doppelt sie den Akt der Bemalung. Dabei kommt dem Schminken eine exponierte Bedeutung zu. Bemalungen des Körpers und der Körperteile haben in den unterschiedlichen Kulturen verschiedene Funktionen, die über das ursprüngliche äußere Erscheinungsbild hinausgehen. Auch im Alltag ist zu beobachten, dass die Menschen bemüht sind, von sich einen möglichst atraktiven äußeren Eindruck zu übermitteln, indem sie sich der Korrektur, vor allem der des Gesichtes, durch das Schminken unterziehen. Je nach Mode oder individuellen Bedürfnissen fällt dieser Eingriff radikaler aus.
Tatjana Utz hält die Veränderungen, die sich mit den Personen vollziehen, in ihrem gewählten Medium der Darstellung fest, indem sie die Bemalung der Haut auf der Fläche nachvollzieht. In einem sichtbaren Pinselstrich und expressiven Farbspektrum überhöht sie die Wirkung der Verwandlung. Damit unterstreicht sie das maskenhafte Erscheinungsbild des Individuums, sodass das Ursprüngliche verloren geht und durch eine neue Identität ersetzt wird. Ausschnitthafte Bildkompositionen, die stellenweise vom Bildrand angeschnitten werden, steigern den kraftvollen Ausdruck. Der sichtbar gerichtete Pinselduktus wird verdeutlicht und verstärkt den expressiven Eindruck und die malerische Qualität.

Die Edition zur Ausstellung zeigt ein Motiv aus der Serie „ Showtime“ und ist ein Linolschnitt, der auf einer Finnpappe gedruckt wurde, und bekommt durch ihre Materialstärke einen objekthaften Charakter.
Edition 110
TATJANA UTZ

Titel: „Showtime“
Technik: Linolschnitt auf Finnpappe 10 X 15cm
Auflage: 25 nummeriert und signiert
Aus einem Motiv der Serie,Showtime“ ist das Portrait der Edition entnommen und zeigt das Gesicht eines Transvestiten in der Schmink- phase. Die Darstellung wurde in einen Linolschnitt umgesetzt und in Schwarz/Weiß auf eine Finnplatte, einen säurefreiem Untergrund, gedruckt. Durch die Materialstärke bekommt diese Edition einen objekthaften Charakter. Die harten kontrastierenden schwarzen Linien und Flächen lassen das Gesicht noch maskenhafter und verfremdet erscheinen. Geschwungene Linien und Strukturen, die das Gesicht durchziehen und die überstreckte Haltung des Kopfes, der durch die angeschnittenen Bildränder noch verstärkt wird, machen die Gespanntheit beim Schminkprozess sichtbar. Die Phasen der Verwandlung, die Tatjana Utz in der Serie ,„Showtime“ festhält, sind keine genauen Abbilder, sondern reflektieren Befindlichkeiten, die in den unterschiedlichen Bedürfnissen und Anlagen der menschlichen Existenz zu finden sind.