DIRK GOTTFRIEDT

SKULPTUR, RELIEF

„DAS LEICHTE IM SCHWEREN“

14.08. – 04.09.2022

Zur Ausstellungseröffnung und zum SOMMERFEST am Sonntag, den 14. August 2022, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.

Der Künstler ist anwesend. Es erscheint eine Edition.

Öffnungszeiten
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung.Unter Berücksichtigung der aktuell geltenden Corona-Regeln.

VITA

1944in Scharnikau/Wartheland geboren
1963        Studium an den Kölner Werkschulen
1964Bildhauerpraktikum an der Dombauhütte Köln
1965-1969Kölner Werkschulen, Bildhauerei
1967-1969Kunstakademie Düsseldorf bei Prof. Kricke
1984-2009Leiter der Werkstatt für Metallbildhauerei an der KunstakademieDüsseldorf
lebt und arbeitet in Waldfeucht-Bocket

Das Formenrepertoire, das dem Werk von Dirk Gottfriedt zu Grunde liegt, bezieht sich weitgehend auf geometrische Grundformen und deren Segmente. Das scheint zunächst überschaubar und leicht interpretierbar zu sein. Diese Formen haben jedoch eine tiefgreifende Bedeutung in der Kulturgeschichte wie auch im Bauplan der Natur.

Werfen wir einen kurzen Blick in diese Zusammenhänge. Durch das Mikroskop betrachtet werden die Ordnung und die Symmetrie der Pflanzen, Lebewesen und Gesteine in ihren Formen und ihrer Anordnung in Zellen und Kristallen (z.B. Schneeflocken) sichtbar. Die drei Grundformen Quadrat, Dreieck und Kreis sind weitgehend die Module, auf denen die Strukturen aufgebaut sind und die die Systeme organisieren.
In Kulturen zu unterschiedlichen Zeiten findet man immer wieder die Grundformen als Maß und Gliederung. In der griechischen und römischen Architektur bauten sich Symmetrie und Harmonie auf dem Modulsystem auf.
Bedeutungsvoll werden Quadrat und Kreis in der Proportionsstudie, die Leonardo da Vinci über die Gliederung des menschlichen Körpers aufzeichnete.
Le Corbusier nimmt in seinem „Modulor“ die proportionale Gliederung auf, indem er die menschliche Gestalt in Quadrate und Rechtecke aufteilt. Die Maßeinheiten lässt er in seine architektonischen Konstruktionen einfließen und sie bestimmen auch die Funktion der Möbel mit.
In dem Traktat „Über das Geistige in der Kunst“ reflektiert Kandinski in den Kapiteln „Punkt, Linie, Fläche“ die Bedeutung der drei Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck und legt die Zuordnung zu den drei Grundfarben Rot, Blau und Gelb fest. 

Dirk Gottfriedt befindet sich also in guter Gesellschaft, indem er sich ganz puristisch in der Gestaltung seines Werkes auf die drei Grundelemente und deren Teilungen beschränkt.
Die frühen Arbeiten, die aus linearen Kreissegmenten bestehen, sind zunächst noch in toniger Farbigkeit, da die Stahlelemente in ihrer natürlichen Oberflächenbeschaffenheit unbearbeitet bleiben und sich nur durch Korrosionsprozesse verändern.
In den aktuellen Arbeiten, in denen die geometrischen Formen flächig werden,tritt die Farbe, auch hier in konsequenter Reduktion hinzu.
Die Unbunten Farben Schwarz und Weiß stehen im extremen Kontrast zueinander und scheinen sich voneinander abstoßen zu wollen. Es sei denn, sie verzahnen sich ineinander und geraten so ins Gleichgewicht.

Bunter geht es zu, wenn Grundfarben aufeinandertreffen, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig steigern oder durch eine Veränderung der Eigenhelle der Farben wieder in Einklang gebracht werden. Wie in dem kleinen Objekt, in dem zwei angeschnittene Quadrate in Blau und Gelb miteinander verbunden sind. Das gelbe Quadrat, mit der höchsten Eigenhelle der Buntfarben, steht einem blauen, mit ursprünglich niedriger Eigenhelle gegenüber, wird aber durch Hinzumischen von Weiß dem Gelb angeglichen. Dadurch bekommt die hellblaue Form etwas Lichtes, Leichtes und passt sich dem gelben Quadrat an. Eine der beiden Formen ist auf die Spitze gestellt und berührt den Boden nur in einem Punkt, so dass der Eindruck des Schwebenden noch gesteigert wird.In der großen Wandinstallation der Ausstellung lotet Dirk Gottfriedt spannugsreich die Konstellationen von Kreissegmenten aus. Schmale, lineare Zwischenräume trennen die in verschiedenen Winkeln angeschnittenen Kreisformen. Jeweils zwei dieser Kreisabschnitte fügen sich zu einer neuen Komposition, mal im Gleichklang der schwarzen Farbe, mal im harten Schwarz/Weiß Kontrast, der aber durch das Eindringen einer Form in die andere gemindert wird. In der dritten Konstellation behauptet sich das kleinere hellblaue Segment gegenüber dem größerem schwarzen und scheint räumlich in den Vordergrund zu treten.        

Drei zueinander gestellte, freistehende, rostrote Objekte ermöglichen dem Betrachter die Variabilität miteinander verbundener quadratischer Module nach zuvollziehen. In unterschiedlichen Winkeln zueinander gesetzt ergeben sich immer wieder neue Spannungsmomente, in denen sich beim Umschreiten neue Konstellationen und Überscheidungen entdecken lassen. Die abgewinkelten Ecken verwandeln sich in Dreiecke und erhöhen raumgreifend die Komplexität dieser Arbeiten.  

Nicht als zufällige Spielerei sind die Exponate von Dirk Gottfriedt anzusehen, es bedurfte langjähriger Experimente und eines geschulten Blickes um dieses Ergebnis zu erreichen. Denn jedes Objekt ist ein durchdachtes stimmiges Unikat höchster ästhetischer Qualität.

Ingrid Trantenroth-Scholz

Edition 138

DIRK GOTTFRIED

„Das Leichte im Schweren“
Stahlskulptur, schwarz lackiert
15 x 16 x 15 cm

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