GRAFIK / OBJEKTE
DAS KÜNSTLERBUCH „HIOB“
INSTALLATION „GROßER WALD“
02.09. – 23.09.2012

Einführung: Prof. Dr. Siegfried Gohr, Kunstakademie Düsseldorf
Anlässlich der Ausstellung erscheint nebenstehender Sonderdruck.
Zur Ausstellungseröffnung und zum Sommerfest am Sonntag, den 2. September 2012, um 11.30 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Öffnungszeiten
Sonntag 11-17 Uhr, Freitag 15-18 Uhr
und nach Vereinbarung

Titel: Spirale Heinsberg
Spirale, Auflage 50, 40 x 50 cm
Prägedruck auf handgeschöpftem Bütten,
nummeriert und handsigniert.
Günther Uecker ist 1930 in Wendorf/Mecklenburg geboren. Sein Kunststudium absolvierte er an den Kunstakademien in Berlin und Düsseldorf.
Anfang der 1960er-Jahre schloss er sich der Gruppe „Zero“ an. In seinen Arbeiten wurden die Nägel, die er in unterschiedlich geformte Grundplatten schlug, zu seinem bevorzugten Gestaltungselement. Die weiß übermalten und rhythmisierten Nagelstrukturen führten zu differenziertem Licht-Schatten-Spiel, und durch die Rotation der Objekte entstand ein optisch-kinetischer Effekt.
Später wandte er sich immer häufiger in seinen Arbeiten und Installationen Bereichen zu, die die existentielle Bedrohung des Menschen und die Bewahrung des Humanen thematisierten.

Uecker signiert, Foto: Har-El Printers & Publishers, Jaffa
Das Künstlerbuch „Hiob“ besteht aus 47 handsignierten Siebdrucken in einer Auflage von 99 Exemplaren, die in aufwendigem Verfahren von Har El in Jaffa/Tel Aviv von Hand gedruckt wurden.
Jede Doppelseite des Buches umfasst eine Bild- sowie eine Textseite in Hebräisch und der deutschen Übersetzung von Martin Luther. Die literarische Vorlage des Buches „Hiob“ setzt Günther Uecker um, indem er sich weitgehend auf Grundformen und Strukturen beschränkt. Die gestisch aufgetragenen Formen Kreis, Dreieck, Quadrat wie auch weitere lineare Elemente sind vornehmlich Schwarz-Weiß gestaltet. Manchmal werden Spuren von Händen und Nägeln sichtbar.
Mit diesem eingesetzten Formenrepertoire wird die Grundhaltung des Textes visualisiert, und durch die sichtbare Bewegung des Farbauftrages und die Gestaltung des rhythmischen und energischen Malvorganges werden die Reden und Gegenreden Hiobs mit Gott bildlich umgesetzt. Gerade diese gestischen Spuren verdeutlichen das Ringen des Menschen um sein Gottesbild und verweisen auf das existentielle Problem, wie das physische und moralische Übel, das Böse in der Welt, mit der Allgüte Gottes in Einklang zu bringen ist.
Der Kunstbeirat des Deutschen Bundestages hat das Künstlerbuch „Hiob“ für den Andachtsraum des Deutschen Bundestages, den Günther Uecker schon im Reichtagsgebäude gestaltet hat, erworben.

Günter Uecker beim Aufbau der Installation „Großer Wald“

Ausstellungsansicht im Horster Hof – „Großer Wald“ und „Buch Hiob“
Die Installation „Großer Wald“ (Holz, Asche, Leim und Nägel) entstand 1988/91. Sieben unterschiedlich hohe und dicke Baumstämme gruppieren sich zu einem Gesamtwerk. Die Stämme der Bäume sind naturbelassen und zeigen die Struktur der gewachsenen Rinde. Der jeweils abgerundete Kopf ist mit Leim und Asche verschlossen, gleich einer zu schützenden offenen Wunde. Die darauf baumkronenartig eingeschlagenen Nägel scheinen dem zu widersprechen, da sie Verletzungen assoziieren, die noch verstärkt werden durch den herunter laufenden Leim der an austretende Baumsäfte und Harz erinnert.
Trotz dieser zunächst negativen Konnotation hat jeder Stamm für sich auch eine ganz eigene ästhetische Qualität. In der Zuordnung der Stämme zueinander gewinnen die Zwischenräume des Waldstückes eine besondere Bedeutung. Sie geben dem Betrachter nicht nur die Möglichkeit, wie durch einen Wald zu schreiten, sondern setzen überschaubar die gesamte Anordnung in Bezug zu einander, da die Höhe des größten Stammes etwa dem des menschlichen Maßes entspricht und der kleinste knapp einen Meter misst.
Das umherwandernde Auge kann alles mit einem Blick erfassen, führt aber durch den Standortwechsel zu immer neuen Sichtweisen. Inhaltliche Interpretationen sind vielfältig, aber nicht festgelegt. Der Hinweis auf den Bezug von Kunst und Natur scheint wünschenswert in dieser künstlerischen Umsetzung der Installation „Großer Wald“.
Edition 92
GÜNTHER UECKER
