INSTALLATION
„TURN THE TENSION FROM ONE TO FIVE“
24.04. – 15.05.2016

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag,
den 24. April 2016, um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Einführung: Eva Maria Schöning MA
Der Künstler ist anwesend. Es erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten:
Sonntag 11–17 Uhr, Samstag 15–18 Uhr, und nach Vereinbarung
VITA
| 1954 | in Bochum geboren |
| 1978-83 | Studium der Kunst und Visuellen Kommunikation in Berlin und Dortmund, Diplom bei Prof. Pit Moog seit 1998 Ausstellungen im In- und Ausland |
| Die Künstlerin lebt und arbeitet in Berlin und Bochum. | |
Von Strumpfhosen und der Eroberung des Raumes –
zu den Werken von Monika Ortmann.
Strumpfhosen sind das bildnerische Mittel, mit dem die künstlerische Sprache von Monika Ortmann seit Jahren verbunden ist. In ihren Installationen, die auf die jeweilige Raumsituation bezogen sind, begegnet uns gleichsam eine Inszenierung, deren Hauptakteure und Träger der Choreografie die Strumpfhosen sind. Dabei wird eine mit dem Weiblichen verbundener Gebrauchsgegenstand- verbraucht und abgelegt- seiner Alltäglichkeit entzogen und z.B. in einem Sternenmuster transzendiert.
Zunächst entstehen aus den Gruppierungen der Strumpfhosen Formwerdungen, die sich zwischen skulpturalen Figurationen und Objekthaftigkeit (Schuhe, Strumpfhosen) bewegen. Durch Verspannen, Verknüpfen, Verdrehen, Dehnen entsteht ein weiterer, den Raum miteinbeziehender Formprozess, in dem sich die Strumpfhosen in abstrakte Strukturen verwandeln, die nun in großen Schritten und Schwüngen über Boden, Decke, Wände sich ausbreiten und den Raum ergreifen. Gesamtformen entstehen gleich Netzwerken, Spinnennetzen und Sternen. Zuweilen hängen Schuhe daran und baumeln auf dem Boden – gebrauchtes, abgelegtes Material.

Die eigentliche Aktivität geht von den Spannungen und Dehnungen des Materials aus – ein Vorgang, der wie eine „Zerreißprobe“ wirkt. Hier entsteht ein Kraft- und Energiepotential, dessen vielfältige Bewegungschoreografie auch an tänzerische Gesten denken lässt. Der Raum wird dynamisiert. Gegen seine starre geradlinige Geometrie wird ein Formgefüge mit weichen gerundeten und geschwungenen Bewegungsverläufen gesetzt. Strumpfhosen verbinden sich mit Sinnlichkeit, Erotik, Weiblichkeit. Und in diesem Sinne lässt sich in dieser Begegnung von runder und gerader Linearität auch der Dialog von männlich-weiblich verorten.

In den Installationen von Monika Ortmann spielt die Aktivität des Betrachters und seiner Wahrnehmung eine wesentliche Rolle. Die Stofflichkeit des Strumpfmaterials und seine Netzstrukturen erzeugen unterschiedliche Erscheinungsweisen zwischen dicht und transparent, offen und geschlossen, Licht und Dunkel, Farbigkeit und Unbuntem.
Der Betrachter sieht sich mit einer oft verwirrenden, labyrinthischen Raumsituation, die ihn nicht nur mit ihrer bedrängenden räumlichen Vereinnahmung, sondern auch mit ihrer Vielansichtigkeit konfrontiert. Das gewohnte Ordnungssystem wird durchbrochen, in diesem Netzwerk fehlt der „Faden der Ariadne“, der aus diesem Labyrinth führt. Mit ihrer kraftvollen, bildnerische Behauptung und der Eroberung des Raums, der für weibliche Künstler in der Kunstgeschichte und im Leben erkämpft werden musste, reiht sich Monika Ortmann in die Reihe zeitgenössischer Künstlerinnen, wie z.B. Katharina Grosse oder Rebecca Horn ein.
Monika Ortmanns Arbeiten eröffnen Räume zwischen poetischer, bedrohlicher und magischer Erscheinungshaftigkeit, in denen ein reiches Reflexionsangebot für den Betrachter steckt.
Eva Maria Schöning

Edition 112
MONIKA ORTMANN






„runaway“
Materialcollage, Unikate
20 x 20 cm
Die kleinen Unikate, die Monika Ortmann dem Kunstverein zur Verfügung gestellt hat, sind mit dem Material gestaltet worden, das für das gesamte Werk der Künstlerin typisch ist. In den raumgreifenden Installationen sowie in den großformatigen Collagen verwendet sie unterschiedlich strukturierte oder genmusterte Nylon-Strumpfhosen. Manchmal werden sie in ihrer ursprünglichen Farbe belassen, ein anderes Mal, je nach Konzept entsprechend eingefärbt. Die auseinandergeschnittenen, teilweise auch durchlöcherten Stumpfhosen verlieren durch vielfältige Bearbeitung ihre typische Form. Durch Dehnungen, Verspannungen und verschiedener Verknüpfungen entwickelt sich eine ganz neue Formsprache, die nur assoziativ an die ursprüngliche Form erinnert.
Das verwendete Material konnotiert einerseits weibliches Accessoire, andererseits einen alltäglichen Konsumartikel, der zum Verbrauch bestimmt ist.
In den Arbeiten von Monika Ortmann klingen viele Aspekte der Anschauung und Interpretation an, hervorgerufen durch die vielfältigen Strukturen und deren Verzerrungen entsteht ein immer wieder neues Erscheinungsbild. Je nach Konstellation von Farbigkeit und manipulierter Struktur ist die Wirkung humorvoll verspielt, dann aber auch wieder fast bedrohlich oder düster und geheimnisvoll; immer aber von einem besonderen, ganz neuen ästhetischen Reiz.
Im kunsthistorischen Kontext gliedert sie sich mit ihrem Werk in die Reihe vieler zeitgenössischer Künstlerinnen ein, die mit textilen Materialien die neuen Bildwelten bereichern.
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