FOTOGRAFIE
10.04. – 01.05.2011

Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 10. April 2011,
um 11.30 Uhr laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Die Künstler sind anwesend. Es erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten
Sonntag 11-17 Uhr, Freitag 15-18 Uhr, und nach Vereinbarung
BENEDIKT PARTENHEIMER, 1977 in München geboren, lebt und arbeitet in Berlin. 1999-2001 studierte er zunächst Philosophie, Geschichte und Kunstgeschichte an der Ludwig Maximilian Universität in München , ab 2001 Fotografie in Melbourne, Australien am RMIT (Royal Melbourne Institute of Technology, School of Creative Media), das er 2003 abschloss.
2002 war er Stipendiat an der Parsons School of Design, New York und Assistent bei RICHARD AVEDON, New York, der zu den bedeutendsten Fotokünstlern der Portrait-fotografie des 20.Jhs. gehört.
Nach dem Abschluss seines Studiums 2003 arbeitet er an eigenen fotografischen Projekten, in denen er sich mit unterschiedlichen Wahrnehmungsverhalten in der Kunstfotografie auseinandersetzt, analog ohne digitale Bildbearbeitung.
Seit 2006 arbeitet Benedikt Partenheimer an dem Projekt „TURNAROUND“. Im Mittelpunkt seiner Kunstfotografie steht der MENSCH, er ist gleichsam Teil der Fotografie. Prägendes Element ist der RAUM.
Personen verschiedener Generationen und aus unterschiedlichen Kontexten zeigt er in der Rückenansicht, dies meist aus einiger Entfernung.
Es sind Fotografien vom Rücken her gesehener Figuren, die an Gemälde von Caspar David Friedrich erinnern, so dass der Betrachter der Blickrichtung des Portraitierten in eine imaginäre Wirklichkeit folgt, den Raum über die Schulter der gezeigten Menschen erfährt.
Benedikt Partenheimer nimmt hier ein Sujet auf, das in der europäischen Malerei eine bedeutende Rolle spielt.Caspar David Friedrich hat das Motiv der Rückenfigur seit 1807 so vielfältig und eindrucksvoll arrangiert, dass es gleichsam als sein Markenzeichen bezeichnet werden kann. Das Besondere der Bilderfindung der rückansichtigen Figur ist bis heute die gestalterische Funktion.
Ihre bedeutsamste Funktion liegt darin, auf einer 2-dimensionalen Bildfläche einen 3-dimensionalen Raum darzustellen und dadurch einen Tiefenraum im Bild zu schaffen. Da sich der Betrachter mit einer ins Bild hineinsehenden rückansichtigen Figur
identifizieren und die Existenz eines Raumes nachempfinden kann, wurde dieses Motiv
seit seiner Entstehung in der römischen Antike dazu gebraucht um Raumvorstellungen zu schaffen, durch viele Zwischenstufen übermittelt und bereits gegen 1300 von Giotto ins tatsächlich Tiefenräumliche ausgelegt und vollständig ausgeprägt.
Die Personen als Rückenfigur stellen bei Benedikt Partenheimer keine Individuen dar.
Es geht ihm – wie er selbst sagt – „ um einen kontemplativen Raum, um einen Raum mit sich selbst. Heute ist er kaum noch vorhanden, weil wir in einer Zeit leben, in der ständig kommuniziert wird.“(Zitat) Seine Rückenfiguren erfüllen nicht nur eine wichtige Funktion als Identifikationsfiguren, sondern auch inhaltlich. Hier verweisen die Bildtitel auf prominente Persönlichkeiten oder auf Berühmtheiten aus der Kunst- und Kreativszene wie Eve Sussman oder die Choreografin Sasha Waltz. Da in der Rückenansicht gegeben fehlt die Individualität, die Kontaktaufnahme mit dem Betrachter, der sich mit dem berühmten Namen begnügt, dem Wissen um ihre Berühmtheit.
Der Blick über ihre Schulter in eine ferne Architektur dient dem Betrachter als Projektionsfläche für die eigenen Empfindungen. Gemeinsam aber ist den rückansichtigen Figuren, dass sie Raumvorstellungen bewirken, gleichgültig ob sie nun antiker oder nachantiker Herkunft sind und unabhängig davon, welche Bildfunktionen sie im einzelnen erfüllen. Immer wenden sie sich in die Darstellung hinein, und das ist ihre eigenste Bestimmung.
MORITZ PARTENHEIMER
Der 1979 geborene Fotokünstler hat 2001-2006 an der Bauhaus-Universität Weimar
visuelle Kommunikation und Fotografie studiert.
Als Austauschstipendiat 2005 am Pratt Institute in New York arbeitete er mit dem
berühmten Fotografen DUANE MICHALS zusammen, der seine Studienarbeiten
betreute und setzte sich mit dem klassischen Portrait auseinander.
Prägendes Element seiner Arbeiten ist der Raum und seine Ambivalenz.
Seine analog fotografierten „konzeptuellen Portraits“ zeigen urbane Landschaften und gestaltete Räume, bedienen sich natürlicher Lichtquellen und einem hohen Maß an Beobachtung und Zeit; beinahe artifiziell erscheinen die Sujets.
In seiner Serie „LOST PARADISE, USA“, 2008, zeigt er Orte, die zu scheinbar virtuellen Welten mit kaum wahrnehmbarer Interaktion mutieren.
Leere Räume, „kontemplative Räume“, sind bei ihm die Projektionsfläche.
Sie zeigen eine konkrete Welt , doch sie dokumentieren keine Realität.
Es sind soziale Orte, Spielflächen, Ruhezonen, Landschaften als Lebensraum, in denen oft keine soziale Verbindung mehr besteht, die er menschenleer präsentiert und die hier surrealen Charakter haben. Der Mensch ist in diesen Bildern niemals direkt sichtbar, er erscheint nicht als Individuum. Die Identität und Präsenz des Menschen drückt sich ausschließlich durch die Gestaltung der Räume aus. In ihren Raumstrukturen und der Umgebung bleibt jedoch die Anwesenheit des Menschen spürbar.
Architektur und Landschaft erscheinen in einem höchsten Maß an Künstlichkeit.
Moritz Partenheimer lebt und arbeitet in München.
Edition 88
Moritz und Benedikt Partenheimer
