MALEREI
„DYSFUNKTIONALE KOGNITIONEN? „
24.06. – 15.07.2012

carne levale III
Acryl auf Lwd., 130 x130 cm
Zur Ausstellungseröffnung am Sonntag,
den 24. Juni 2012, um 11.30 Uhr
laden wir Sie und Ihre Freunde herzlich ein.
Der Künstler ist anwesend.
Anlässlich der Ausstellung erscheint eine Edition.
Öffnungszeiten
Sonntag 11-17 Uhr, Freitag 15-18 Uhr
und nach Vereinbarung
Der Linolschnitt der Edition zur Ausstellung ist der Erstdruck einer 1992 geschnittenen Platte, die noch nicht als Auflage gedruckt wurde. Für den Kunstverein ist nun eine Auflage von 25 Exemplaren im Handabzug gedruckt worden. Aus diesem Grund variieren die Abzüge leicht.
Anlässlich der Ausstellung wurde nach 20 Jahren von einer Platte gedruckt; insofern ist die Edition eine Rarität und nicht eine unter vielen. Es ist die erste Edition nach 13 Jahren. Eine andere Serie mit Linolschnitten wurde nur1999 anlässlich der Einzelausstellung im Richard-Haizmann-Museum gedruckt. Die Platte selbst wurde während des Studiums geschnitten.
Der Titel „Zelle“ bezieht sich, unter anderem, auf die Kreisform und inhaltlich vor allem auf das Motiv. Seit nunmehr 25 Jahren malt René Schoemakers sich selbst und seine Frau.
Mit dem Motiv hat man also gewissermaßen die „motivische Keimzelle“ des weiteren Werkes vor sich.
Dabei ist vielleicht erwähnenswert, dass das offizielle Werkverzeichnis der Gemälde mit einer Arbeit erst aus dem Jahr 1997 beginnt.
Der Druck dieser Edition ist also das früheste Werk, das erhalten und zu erwerben ist.
Nach dieser 25er-Auflage wird die Druckplatte zerstört.
Um einen adäquaten Zugang zu den Arbeiten von René Schoemakers zu gewinnen, ist es sinnvoll sich vor Augen zu führen, dass er nicht nur Malerei bei Peter Nagel studiert, sondern parallel auch ein Philosophiestudium absolviert und abgeschlossen hat. Mit einigem Recht kann man also sagen, dass man hier das Werk eines Malers und Philosophen vor sich hat.
Vertrackt wird die Angelegenheit dadurch, dass der Maler sich mit der naturalistischen Wiedergabe der sinnlichen Gegebenheiten scheinbar ganz auf die fraglose Wirklichkeit seiner Bildgegenstände konzentriert, ihre sinnliche Präsenz geradezu malend zelebriert, um auf der anderen Seite durch analytische Isolation und kombinatorische Konfrontation diese Fraglosigkeit nachhaltig zu erschüttern. Kein Bildgegenstand erscheint in diesen Arbeiten ganz bei sich selbst zu sein. Es ist geradezu umgekehrt: So stark der Eindruck sinnlicher Anwesenheit des Dargestellten sein mag, so stark ist die Verunsicherung des Betrachters bezüglich der Frage, was er denn nun eigentlich dort jeweils vor sich sieht. Er sieht es – und er sieht es gerade nicht.
Der Künstler macht es dem Betrachter nicht leicht, denn eine flüchtige Betrachtung lädt zu vielfältigen Fehlurteilen ein. Manch einer meint, er habe es mit einer Spielart des Fotorealismus zu tun.
Doch dem Maler geht es um die Präsenz des Dargestellten, nicht die Präsenz der Darstellung. Der Gegenstand soll vegegenwärtigt werden, nicht die Abbildung des Gegenstands in einem anderen Medium. „Der Fotorealist ist der Stehgeiger der Malerei“ lautet das wenig schmeichelhafte Urteil von René Schoemakers über all jene, die sich dieser Malerei verschrieben haben.
Daneben meinen andere Betrachter, der Künstler würde eine Art gemalte Autobiographie ausbreiten, eine Darstellung von allerlei individuellen Befindlichkeiten. Dazu lautet sein kurzer Bescheid: „An meiner besonderen Person ist das Allgemeine der Besonderheiten von allgemeinem Interesse.“. Neben der Beobachtung, dass sich der Künstler nicht allzu sehr darum sorgt, auf Anhieb verstanden zu werden, scheint es hier angebracht, auf die philosophische Profession des Künstlers zurückzugreifen, um verständlich zu machen, was er so extrem verdichtet ausdrückt.
In seinen Selbstäußerungen verweist René Schoemakers häufig auf diesen Zusammenhang, dass das Individuell-Besondere nur ausgedrückt und begriffen werden kann in den für diesen Ausdruck und dieses Begreifen vorgängig gegebenen Formen, Zeichen, Begriffen, die notwendig allesamt allgemeiner Art sind.

Ausstellungsansicht Kunstverein Kunst&Co, Flensburg
carne levale I und carne levale II

carne levale I
Acryl auf Lwd.,130 x460 cm
Man kann es sich leicht vergegenwärtigen: Beschreibe ich z. B. eines der Bilder, nenne ich besipielsweise: eine Frau sitzt und schaut. „Frau“, „sitzen“ „schauen“ – allgemeine Formen, die das Besondere erfassen sollen. Für Schoemakers gibt es dieses „Vokabular“ auch auf bildlicher Ebene, historisch geprägte Zeichensysteme zur Erfassung und Konstruktion von dem, was man dann für eine vermeintlich stabile Wirklichkeit hält. Entscheidend ist nun, dass Schoemakers in seiner Arbeit durch idiosynkratische Bildneuschöpfungen nicht nur diese figurativen und nicht-figurativen Symbolsysteme dekonstruiert, sondern dass er diesen Prozess dadurch zuspitzt, dass inmitten dieser dekonstruktiven Arbeit ein wiedererkennbares Bildpersonal (er selbst, seine Frau, seine vier Kinder) diesen Prozess trägt – oder ertragen muss.
Genau das ist eine Besonderheit dieser Arbeit, dass diese Zumutung der Auflösung von Realität quasi am eigenen Leib durchgespielt wird. Dies eröffnet sicher auch eine existenzielle Wahrnehmung dieser Bilder, die für den Betrachter insofern sich eröffnet, als dass das konkret wahrnehmbare Individuum im Bild beides ist: konkrete, reale fremde Person und Stellvertreter der Person des Betrachters.
Uwe Haupenthal hat schon früh von „gemalten Performances“ gesprochen und auf den existenziell-theatralischen Kern der Arbeiten verwiesen. In manchmal klinisch-kalten bildnerischen Versuchsanordnungen scheint der Künstler immer wieder neu der Frage nachzuspüren: „Was ist der Mensch?“ Damit lassen – trotz (oder gerade wegen?) aller analytischen Kälte der Inszenierung – die Bilder den Betrachter gerade nicht kalt, denn es wird deutlich: Auch dessen Sache wird hier verhandelt. In aller Schärfe.
Rainer Dornbusch
René Schoemakers hat Philosophie an der Christian-Albrechts-Universität sowie Malerei an der Muthesius-Hochschule bei Peter Nagel in Kiel studiert.
Neben zahlreichen EInzel- und Gruppenaustellungen war er für den Saar-Ferngas-Förderpreis, den Preis der Darmstädter Sezession und den Wilhelm-Morgner-Preis nominiert.
2011 erhielt er den Kunstpreis der Rosenheim-Stiftung und den Lucas-Cranach-Preis.
2012 zeigt er u.a. in fünf Kunstvereinen in Emmerich, Kiel, Flensburg, Heinsberg und Viernheim einen Überblick seiner neueren Arbeiten.
Edition 95
RENÉ SCHOEMAKERS

Linolschnitt
Plattendurchmesser ca. 33 cm
Papierformat 60×40 cm
25 Exemplare, gedruckt als Handabzug
mit Bleistift signiert und numeriert
Der Linolschnitt der Edition zur Ausstellung ist der Erstdruck einer 1992 geschnittenen Platte, die noch nicht als Auflage gedruckt wurde. Im Handabzug wurde diese Platte jetzt in einer Auflage von 25 Exemplaren für den Kunstverein gedruckt und danach zerstört. Es ist die erste Edition nach 13 Jahren. Eine andere Serie mit Linolschnitten wurde nur 1999 anlässlich der Einzelausstellung im Richard-Heinsmann-Museum erstellt. Der Titel „Zelle“ bezieht sich, unter anderem, auf die Kreisform und inhaltlich vor allem auf das Motiv. Seit nunmehr 25 Jahren malt René’Schoemakers sich selbst und seine Frau. Auf dem Linolschnitt erscheinen die beiden Porträts und das dargestellte Umfeld verzerrt wie durch eine Kugel oder durch ein konvexes Glas betrachtet. Mit dem Motiv des Künstlers und seiner Frau hat man also gewissermaßen die „motivische Keimzelle“ des Werkes vor sich. Das offizielle Werkverzeichnis beginnt erst mit dem Jahr 1997, der Druck dieser Edition ist also das früheste Werk, das erhalten und zu erwerben ist.